Als Infrastrukturexperten sind wir es gewohnt, nicht immer die volle Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit oder der Bürger zu haben. Zu viele andere Themen wie Arbeitsplatzsicherheit, Wohnungen, Klimaschutz, Energiekosten oder Generationenthemen sind präsenter, zuletzt natürlich auch das Gesundheitsthema Corona.

Nach der Flut bzw. nach den letzten Starkregen- und Hochwasserereignissen ist das aber vollkommen anders. Viele können sich jetzt vorstellen, was eine Katastrophe ist. Im Ahrtal waren viele, die mit angepackt haben. Jeder, der da war, wird automatisch ruhig und betroffen. Das Ausmaß ist einfach unvorstellbar.

Dass funktionierende Infrastruktur nicht selbstverständlich ist, merken nun Viele. „Sind wir ausreichend vorbereitet? Gut aufgestellt?“, das haben mich in der letzten Zeit viele Bürgermeister, Werkleiter, Kommunalpolitiker und Bürger gefragt.

Wenn wir diese Aufmerksamkeit haben, müssen wir sie nutzen. Als Experten rufen wir immer wieder zur strategischen Arbeit auf, um Aktionismus und einfach "falsches Bauen" zu verhindern.

Die Analyse ist gelaufen, die Provisorien sind teuer, stehen aber. Jetzt heißt es, das Teleskop einzuschalten und Strategen zusammenzubringen. In einzelnen Sparten gibt es Experten für den Wiederaufbau, wer aber kann ein solches übergeordnetes Großprojektmanagement leisten?

Negative Beispiele haben wir genug. Wie aber können wir das angehen?

Es gilt, die Ungeduld der Kommunalpolitik und Bürger auszuhalten und anzugehen.

Ich bin fest überzeugt, dass wir uns in der Organisation des Wiederaufbaus des Ahrtals noch stark verbessern können. Wir haben noch keinen Schulterschluss im Ahrtal hinbekommen, kein gemeinsames Bild von unserem Ahrtal in der Zukunft.

Viele haben die Suche danach auch schon aufgegeben, ich aber nicht.

Wir können das Ahrtal nicht in unterschiedlichen Teilen und mit unterschiedlichen Zielen wieder aufbauen. Im Hochwasserschutz scheint das verstanden zu sein.

Allen anderen Kommunen rate ich, aus dem Wiederaufbau des Ahrtals zu lernen. Sie können nicht früh genug mit Strategie anfangen. Die muss überparteilich und über die Amtszeiten von Bürgermeistern oder Landräten aufgestellt sein.

Wir müssen hier dranbleiben! Mut und Zuversicht!

Ihr und euer
Markus Becker

Grafik: AdobeStock #466823942